Vor allem bei Hochstrittigkeit nehmen unversöhnliche Haltungen von Eltern und chronifizierte Streitsituationen Großteile der Beratungskapazität/ Fachleistungsstunden in Anspruch, ohne dass es zu nachhaltigen Lösungen im Sinne des Kindes kommt.
Als in einem Beschützten Umgang der Vater nicht zum Umgang erschien, das 6jährige, sonst eher stille Kind nörgelte und sich langweilte, zudem seine Mutter für zwei Stunden nicht erreichbar war, fragte die umgangsbegleitende Kollegin meine Unterstützung an. Inhaltlich war mir die Fallkonstellation aus der Fachlichen Beratung bekannt. Ich stellte mich dem Kind vor und entschied auf der Basis seiner offensichtlichen Sympathie-Reaktion, die Zeit miteinander zu nutzen und begann mit einer behutsamen, spielerischen Kontaktarbeit mit diesem Kind.
Geleitet von einfachen Fragen:
- Wie wirkt das Kind in welcher Situation, insbesondere im Beisein seiner Bezugspersonen?
- Welche systemischen Zusammenhänge sind bekannt bzw. stehen hypothetisch im Raum, und welche sind dem Kind bekannt?
- Wie kann das Kind spielerisch unterstützt werden, um ihm einen bestmöglichen Überblick seiner Situation zu ermöglichen?
… regte ich das Kind an, sich etwas Beliebiges stellvertretend für sich auszusuchen und auf die Mitte des Tisches zu stellen, bedankte mich und begann mit der Co-Fachkraft einen szenischen Spiel-Dialog nach einem Frage-Antwort-Muster, wie wir es aus dem Fall-Team kannten, angelehnt an Methoden des Psychodrama, Impro-Theater usw.. Wir stellten uns die Familiensituation und die Stellung des Kindes gegenseitig vor, erörterten seine Herkunft, seine Perspektiven. Das Kind sah und hörte beiläufig zu, malte nebenbei, rief etwas dazwischen oder verbesserte uns. Es war guter Stimmung, durchbrach seine gewohnte Zurückhaltung, verbesserte uns und äußerte Wünsche. „Gesehen“ werden in seinem situationsbezogenen Gefühl, ohne direktes Befragen – das kam gut beim Kind an. Verbunden mit angemessener, humorvoller Sprache & Leichtigkeit, Akzeptanz und Respekt bewirkte dies umgehend Entlastung beim Kind. Wichtig schien hier die Übernahme der Verantwortung durch uns Erwachsene zu sein: vor der Abholung sagte uns das Kind, dass wir der Mama „nie, nie, nie!“ sagen dürften, dass es den Papa ganz dolle lieb habe! Als die Mutter es in Empfang nahm, war das Kind fröhlich und zeigte sich in der Folgezeit unbefangener in Bezug auf den Umgang. Die Mutter berichtete später im Elterngespräch erfreut über das Nachlassen der nächtlichen Unruhe/ des Einnässens des Kindes, und war neugierig, was wir „gemacht“ hatten. In einem nachfolgenden gemeinsamen Elterngespräch ging es verstärkt um das Kind und viel weniger um Streitthemen der Erwachsenen.
Nachfolgend: das KiTs-Beteiligungsmodell durchlief einen praxisbasierten Entwicklungsprozess, fachliche Supervision sowie Coachings zur Gestaltung der Fortbildung für Fachkräfte. Es erwies sich als übertragbar und einsetzbar in andere Bereiche der Jugendhilfe.